Präklinische und innerklinische Anwendung intraossärer Gefäßzugänge bei Neugeborenen
DOI:
https://doi.org/10.31247/agnj.v1iS1.17Keywords:
Präklinische Notfallmedizin, Innerklinische Notfall-/Akutaufnahmemedizin, Klinische StudienAbstract
Fragestellung Der intraossäre (i.o.) Gefäßzugang wird als Notfallzugang frühzeitig für jene Neugeborenen empfohlen, bei denen andere Gefäßzugänge erfolglos waren. Wie oft wurden präklinisch oder innerklinisch i.o.-Zugänge bei Neugeborenen im Einzugsgebiet der Klinischen Abteilung für Neonatologie Graz eingesetzt und wie verhalten sich dabei Erfolgs- und Komplikationsraten?
Methodik Mittels elektronischer Fragebögen wurden PatientInnen identifiziert, die an der Klinischen Abteilung für Neonatologie Graz behandelt wurden und präklinisch oder innerklinisch mittels des Arrow® EZ-IO®-Systems (Teleflex Medical Europe Ltd., Irland) zwischen 1. November 2012 und 30. Dezember 2021 einen i.o.-Zugang erhielten. Die Daten wurden deskriptiv analysiert.
Ergebnisse Im Studienzeitraum wurde bei 17 Neugeborenen die Anlage eines i.o.-Gefäßzuganges im Bereich der Tibia versucht (2x präklinisch durch NotärztInnen, 3x in peripheren Krankenhäusern, 12x an der Klinischen Abteilung für Neonatologie Graz). Bei zwölf der 17 Neugeborenen (70,6%) war eine erfolgreiche Anlage möglich, in drei dieser zwölf Fälle (25,0%) gelang der i.o.-Gefäßzugang erst beim zweiten Punktionsversuch an der kontralateralen Tibia. Bei 16 PatientInnen (94,1%) erfolgten i.o.-Punktionsversuche im Rahmen einer postnatalen Erstversorgung bzw. Reanimation und lediglich einer (5,9%) im Rahmen des stationären Aufenthaltes an der neonatologischen Intensivstation. Zwölf der dreizehn punktierenden ÄrztInnen (92,3%) hatten die Anlage eines i.o.-Gefäßzuganges vor der realen Situation an einem Patientensimulator oder Trainingsmodell trainiert. Komplikationen (Paravasate, lokale Infektionen) wurden bei vier PatientInnen nach i.o.-Punktionsversuchen (23,5%) berichtet.
Interpretation Der i.o.-Gefäßzugang wird beim Neugeborenen selten angewendet. Die primäre Indikation war die postnatale Erstversorgung bzw. Reanimation. Die Erfolgsrate war moderat, obwohl die überwiegende Mehrheit der ausführenden ÄrztInnen die Durchführung vorab simulationsbasiert trainiert hatte. Behandlungsrelevante Komplikationen wurden in circa einem Viertel der Punktionsversuche beobachtet.