Ursachen- und Outcome-Analyse des Pneumothorax nach kardiopulmonaler Reanimation
DOI:
https://doi.org/10.31247/agnj.v1iS1.4Keywords:
Präklinische Notfallmedizin, Klinische StudienAbstract
Hintergrund Bei der kardiopulmonalen Reanimation (CPR) kommt es im Rahmen der Herzdruckmassage nahezu unweigerlich zu Verletzungen am Thorax. Eine dieser Verletzungen stellt der Spannungspneumothorax dar, dessen rasche Diagnosestellung und Therapie essenziell sind. Die Rate eines Pneumothorax nach CPR wird in der Literatur höchst unterschiedlich angegeben und reicht von 2,5 bis 20,1% [1-4]. Ziel dieser Arbeit war es die Häufigkeit des Pneumothorax nach präklinischer CPR zu erheben und seinen Einfluss auf das Outcome der Reanimierten sowie Faktoren, die sein Auftreten begünstigen, zu analysieren.
Methoden In einer retrospektiven Datenanalyse wurden hospitalisierte Patientinnen und Patienten nach präklinischer kardiopulmonaler Reanimation bei nicht-traumatischem Herz-Kreislaufstillstand im Zeitraum 2014-2020 anhand von Einträgen im deutschen Reanimationsregister, Standort Graz NEF LKH-Univ.-Klinikum Graz identifiziert. Unter Zuhilfenahme des Krankenhausinformationssystem sowie der Notarzteinsatzprotokolle und der Bildgebung nach Krankenhausaufnahme konnten versorgungsspezifische (u.a. CPR-Dauer, Delay, Versorgungszeit, Laienreanimation), patientenspezifische Faktoren (u.a. Alter, Geschlecht, Komorbiditäten mittels Pre-Emergency Status, präexistente Lungenerkrankungen) und Outcome-Parameter (u.a. Überleben bis Krankenhausentlassung sowie das mittels Cerebral Performance Category objektivierte neurologisches Outcome) in die statistische Analyse (logistische Regression) eingeschlossen werden.
Ergebnisse Bei 24 von 176 Fällen (13,6%) konnte nach Krankenhausaufnahme ein Pneumothorax festgestellt werden. Die Ursachenanalyse identifizierte einen statistisch signifikanten Zusammenhang (p=0,013) zwischen vorbestehenden obstruktiven Lungenerkrankungen und dem Auftreten eines Pneumothorax nach CPR. Das Überleben bis Krankenhausentlassung und das neurologische Outcome wurden maßgeblich durch lange Reanimationsdauer (p<0,001), langes Delay (p<0,001) und hohem Pre-Emergency Status (p<0,001), jedoch nicht durch das Vorhandensein eines Pneumothorax (p=0,304), beeinflusst.
Diksussion Ein Pneumothorax sollte im Rahmen der Reanimationsversorgung – insbesondere bei pulmonaler Komorbidität – frühzeitig ausgeschlossen werden. Die Ergebnisse der Outcome-Analyse identifizieren das Delay als wesentlichen das Outcome beeinflussenden Faktor, der durch die Förderung von Awareness für den Herz-Kreislauf-Stillstand in der Allgemeinbevölkerung sowie die Schulung in der Durchführung von lebensrettenden Sofortmaßnahmen wesentlich beeinflusst werden kann.
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