Notärztliche Versorgung von Frühgeborenen nach außerklini-scher Geburt (Fallserie)
DOI:
https://doi.org/10.31247/agnj.v1iS1.9Keywords:
Präklinische Notfallmedizin, Case ReportAbstract
Fragestellung Die Versorgung Neugeborener im Notarztdienst ist eine Herausforderung, insbesondere wenn es sich um Frühgeborene (FG) handelt. Welche notärztlichen Maßnahmen werden bei außerklinischen FG-Versorgungen bis zur Übergabe im Krankenhaus bzw. an den neonatologischen Intensivtransportdienst getroffen?
Methodik Retrospektive Datenauswertung. Inkludiert wurden FG, die von 01/2012 bis 01/2022 nach ungeplanter außerklinischer Geburt notärztlich versorgt und an der Neonatologie Graz betreut wurden.
Ergebnisse Inkludiert wurden elf FG mit medianem (IQR) Gestationsalter (GA) von 26+4 (24+0–28+3) Schwangerschaftswochen und Geburtsgewicht (GG) von 960 (645–1365) g. Zwei FG (21+3 und 21+4 Schwangerschaftswochen) wurden maximal versorgt, obwohl das GA außerhalb der Grenze der Lebensfähigkeit lag.
Temperatur: Alle FG waren bei Aufnahme hypotherm mit medianer (IQR) Körpertemperatur von 33,0 (31,7–34,6) °C; minimal 28,0 °C!
Beatmung: Fünf FG wurden endotracheal intubiert, jedoch zeigten sich bei Aufnahme zweimal eine Fehllage (Ösophagus bzw. rechter Hauptbronchus) und einmal ein signifikantes Tubusleck mit Notwendigkeit zur Umintubation. Nach frustranen Intubationsversuchen wurde einmal ein Larynxtubus (Komplikation: massive Magenblähung) und einmal ein Rachentubus gesetzt. Bei zwei FG wurde Beutel-Masken-Beatmung durchgeführt. Bei zwei FG wurde Sauerstoff via Maske appliziert, obwohl retrospektiv eine Atemunterstützung erforderlich gewesen wäre.
Gefäßzugänge: Bei vier FG wurden Nabelvenenkatheter etabliert, einmal nach frustraner Anlage eines intraossären Katheters bei einem FG mit 2000 g GG. Appliziert wurden Adrenalin, Glukose und Kristalloide. Bei sieben FG wurde kein Zugang etabliert!
Monitoring: Bei zwei FG erfolgte das Monitoring mittels Elektrokardiogramm, bei drei FG mittels Pulsoxymeter, sowie einmal mittels Elektrokardiogramm und Pulsoxymeter. Die Herzfrequenz aller anderen FG wurde mittels Stethoskop evaluiert.
Interpretation Diese Fallserie zeigt Probleme auf, die bei außerklinischen FG-Versorgungen auftreten können. Zur Verbesserung der Versorgungsqualität wurden steiermärkische Handlungsempfehlungen zur notärztlichen FG-Versorgung publiziert (Schwaberger, Notarzt 2019), in welchen das Temperatur- und Atemwegsmanagement unterstrichen werden.